Sportwetten-Regulierung und Manipulationsprävention
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Für die Regulierung von Sportwetten sind in Deutschland grundsätzlich die Bundesländer zuständig. Im Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) legen sie die Ziele und Instrumente der Wettregulierung fest. Eines der grundlegenden Ziele des GlüStV ist es, den Gefahren für die Integrität des sportlichen Wettbewerbs beim Veranstalten und Vermitteln von Sportwetten vorzubeugen (§ 1 Abs. 5 GlüStV).
Um in Deutschland nur zuverlässige und sichere Veranstalter und Vermittler von Sportwetten zuzulassen, müssen diese ein behördliches Erlaubnisverfahren durchlaufen. Dabei werden neben Aspekten der Zuverlässigkeit, wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und IT-Sicherheit auch Aspekte des Spielerschutzes, des Jugendschutzes, der Kriminalitäts- und Geldwäscheprävention sowie des Schutzes der Sportintegrität geprüft. Für das Verfahren der Zulassung von Sportwettveranstaltern ist bundesweit das Land Hessen und dort das Regierungspräsidium Darmstadt zuständig. Sämtliche Verfahrensschritte werden mit dem sog. Glücksspielkollegium - einem Gremium der zuständigen Fachreferenten der 16 Landesinnenministerien - abgestimmt. Für die Zulassung und Überwachung von Sportwettvermittlern, die im stationären Bereich mit Wettvermittlungsstellen tätig sind, sind die jeweiligen Aufsichtsbehörden der Bundesländer zuständig.
Mit Inkrafttreten des GlüStV 2021 (geplant für Juli 2021) soll das Land Sachsen-Anhalt eine bundesweite Regulierungsbehörde (“Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder”) aufbauen und schrittweise die Zuständigkeit für die Regulierung von Sportwetten und Online-Glücksspielen übernehmen. Spätestens zum Jahresbeginn 2023 soll diese neue Behörde alle Aufgaben übernommen haben.
Seit dem 9.10.2020 werden in Deutschland bundesweite Sportwetterlaubnisse erteilt. Eine aktuelle Liste der Erlaubnisinhaber kann auf der Website der Gemeinsamen Geschäftsstelle Glücksspiel beim Hessischen Ministerium des Innern und für Sport eingesehen werden. Gegen nicht erlaubte Angebote gehen die Länder im Rahmen des Vollzugs vor. Insbesondere im Internet besteht noch ein signifikanter Schwarzmarkt nicht regulierter Wettanbieter. Meist bieten diese aus dem außereuropäischen Ausland an, was die Untersagung dieser Angebote und die Verfolgung der Anbieter erschwert.
Bei diesen außerhalb Europas operierenden globalen Wettmärkten besteht ein potentielles Risiko für die Integrität des Sports, da diese oft extrem liquide sind und das Entdeckungsrisiko für Manipulierende gering ist.
Die in Deutschland erlaubten Veranstalter von Sportwetten hingegen unterliegen strikten Auflagen. Unter anderem müssen Sie
- ein sog. „Wettprogramm“ vorlegen, in dem sie die von ihnen angebotenen Wettarten beschreiben und kategorisieren, dieses Wettprogramm muss den gesetzlichen Vorgaben des GlüStV entsprechen (zum Beispiel werden Wetten auf unterklassige Ligen oder Jugendsportveranstaltungen ausgeschlossen, bei denen für Sportler ein finanzieller Anreiz zur Spielmanipulation bestehen könnte),
- besonders manipulationsanfällige Wetten ausschließen,
- sich an einen Monitoring-Dienst zur Wahrung der Sportintegrität anschließen,
- sämtliche Wettvorgänge revisionssicher auf einen Server mit Behördenzugriff (Safe-Server) hinterlegen und
- Spieler im Internet vollständig identifizieren und authentifizieren.
Die Wettanbieter unterliegen zudem jugendschutz- und geldwäscherechtlichen Vorschriften, die zusätzliche Dokumentations-, Transparenz- und Sorgfaltspflichten mit sich bringen.
Unabhängig von den regulatorischen Vorgaben haben in Deutschland lizenzierte Veranstalter ein wirtschaftliches Eigeninteresse daran, keine gefahrengeneigten Wettarten anzubieten, da sie - neben dem Sport - selbst Geschädigte von Spielmanipulation sind und dadurch einen wirtschaftlichen Schaden davontragen. Daher unterstützen sie den im Jahr 2017 vom Bundestag beschlossene neuen Straftatbestand des Sportwettbetrugs gemäß § 265c StGB, da dieser die rechtswidrige Erlangung eines Vermögensvorteils zu ihren Lasten unter Strafe stellt.
Um zusätzlich selbst Manipulationen vorzubeugen, betreiben die lizenzierten Sportwettanbieter eigene Monitoring- und Risikomanagmentsysteme, z.B. in Zusammenarbeit mit der International Betting Integrity Association (IBIA), und setzen bei den Wetten Limits, d.h. sie begrenzen die möglichen Einsätze und damit auch die Gewinnmöglichkeiten von Wettkunden. So werden Wetten mit einem mglw. höheren Manipulationsrisiko stärker limitiert als andere. Die Wettvorgänge werden anbieterseitig in Echtzeit überwacht und im Falle von Unregelmäßigkeiten, die auf eine Spielmanipulation hindeuten könnten, wird unverzüglich reagiert, zum Beispiel indem Wetten storniert werden.
Über den Deutschen Sportwettenverband (DSWV) beteiligen sich die in Deutschland lizenzierten Sportwettenanbieter an der Nationalen Plattform und unterstützen die Ermittlungsbehörden und Sportverbände bundesweit durch Meldung von relevanten Vorfällen sowie mit der Zurverfügungstellung von Expertise und Daten.